In Kirkenes brauchen wir erst mal Geld um unseren Kühlschrank wieder zu befüllen, den wir an der Grenze ausräumen mussten. Die Höhe der neuen Preise sind für uns nach Russland erst einmal gewöhnungsbedürftig.
Wir machen uns auf zur Varangerhalbinsel und fahren ab Vardö auf schmaler Straße durch eine bizarre Felswelt nach Hamningsberg, einem aufgegebenen Fischerdorf.
Da uns das Nordkap als überlaufener trostloser Asphaltplatz inclusive Touristennepp geschildert wurde, beschließen wir stattdessen den nördlichsten Festlandpunkt Europas anzusteuern. An der Nordspitze steht der Leuchtturm Slettnes Fyr umgeben von atemberaubender Landschaft. Im Cafe daneben essen wir die fantastischen Waffeln. Wir wandern zum ehemaligen Dorf Steinvag und zu einem uralten Steinlabyrinth. Die Sami glaubten, dass sich darin gefährliche Stürme einfangen ließen. Sie waren ja Fischer -, Wal- und Robbenjäger. Im Eismeer ein gefährlicher Job. In der Fischfabrik wurde der angelieferte Fang zu Stockfisch luftgetrocknet und in die halbe Welt, sogar bis Afrika verschifft.
Auf dem Weg entlang der Küste konnten wir Kegelrobben beim Spielen beobachten.
Nächster Halt: Hammerfest. Ein wichtiger eisfreier Hafen und Umschlagplatz. 1944 völlig von der Wehrmacht zerstört wurde es neu erbaut und erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Gas- und Ölfelder in der Nordsee. Neben den Fischtrawlern tummeln sich im Hafen Versorgungsschiffe für die Ölförderung der Firma Eni. Es gibt eine Gasverflüssigungsanlage und es gibt Arbeit für viele in der Stadt und auf den Bohranlagen draußen. Die Arbeiter sind mit ihren Familien zugezogen und leben in Wohnblöcken und Reihenhäusern. Viele kommen von weit her. An unserem Übernachtungsstrand etwas außerhalb treffen wir auf eine Gruppe Frauen aus Somalia samt Kindern. Die Männer arbeiten für die Öl Kompanie. Die Frauen erzählen Annelies sie hätten ein gutes Leben, schöne Wohnungen, einen Kindergarten und die Männer verdienen gutes Geld. Nur der Winter ist für sie unvorstellbar hart mit dieser Dunkelheit und den kalten Stürmen.
Auf der E 6 Richtung Tromsö finden wir einen Schlafplatz hoch über den Fjord mit Traumaussicht. Wegen dieser sind hier auch Wehrmachtspunker rund herum, die auch hier der „Verteidigung des deutschen Vaterlandes“ dienten. Vorne an der Straße stehen Souvenirhütten der Sami. Sie verkaufen Andenken, Handwerk, Felle und Kitsch. Bei Anders Nils Eira kaufen wir eine CD mit Sami Musik. Anders Nils ist selbst der Interpret. Der lautmalerische Gesang ist vom Vater auf den Sohn gekommen. Es klingt als wären es Rufe in der Wildnis, vielleicht zur entfernten Verständigung. Irgendwie hört man förmlich das Getrappel der Rentierherde. Es klingt ähnlich dem Gesang der nordamerikanischen Indianer. Anders Nils ist stolzer Besitzer einer Rentierherde mit ca 2000 Tieren. Genau weiß er es selbst nicht. Sie weidet im Sommer auf der Insel Söröya westlich von Hammerfest, im Winter zieht die Herde nach Süden an die finnische Grenze.
Ich trage meine vom Schwiegervater geerbte Lederhose aus Hirschleder und der Sami fragt, ob ich aus den Alpen käme. Er kennt die Tracht aus dem Fernsehen. Genau betrachtet er die Verzierungen. Zum Glück brauche ich nicht zu demonstrieren wie wir in den Bergen von Alm zu Alm jodeln oder die Kühe rufen. Und auch nicht wie wir uns dabei auf die Schenkel und Schuhsohlen klopfen.
Durch eine fantastische Landschaft weiter entlang von Fjorden und Bergen mit Gletschern, fahren wir auf Tromsö zu. Gleich am Eingang der Stadt vor der Brücke steht die moderne Eismeerkathedrale. Ein Bau der an aufgetürmte Eisplatten erinnert. In der Stadt verfranzen wir uns ordentlich auf der Suche nach dem Polarmuseum und dem Nordlicht Planetarium. Die Stadt ist mehrmals untertunnelt, und das Besondere daran ist, dass sich die Tunnels kreuzen und mittels unterirdischen Kreisverkehren verbunden sind. Das ist einmalig in Europa. Überhaupt ist Tromsö die Stadt der Superlativen. Hier gibt es die nördlichste Uni der Welt, es hat das nördlichste Planetarium der Welt und den nördlichsten botanischen Garten der Welt. Am Hafen finden wir im 2. Anlauf das Polarmuseum und die Amundsen – Büste davor. In der Nähe ist auch die Domkirche, natürlich die nördlichste der Welt.
Geschafft verlassen wir die Stadt in Richtung Senja. Schwierig erweist sich dabei das Finden der richtigen Tunnelröhre und des richtigen Ausganges.
Auf Senja suchen wir uns einen schönen Nachtplatz. Norwegen ist ein Paradies für Wildcamper. Es gibt viele schöne Plätze mit Aussicht und Ruhe inmitten der Natur. Und alle gehen mit großer Sorgfalt damit um. Daher gibt es auch fast keine Verbotstafeln. Kein Abfall liegt herum, überall sind Trockenklohäuschen, Tische und Bänke.
Uns gefällt es.
Hoffe, ich habs kapiert – wünsche Euch weiterhin eine erfolgreiche, möglichst stressfreie und erholsame Fahrt. Bleibt gesund und munter und passt auf Euch auf . Ganz liebe Grüße von der Base – Verfolge Euch – wie schon gehabt – im TV