Albanien ist Neuland für uns. Und für die Albaner war der Kontakt mit Europa bis vor Kurzem auch noch Neuland. Hier herrschte bis 1992 ein Steinzeitkommunismus einer paranoiden Staatsführung, ähnlich wie in Nordkorea.
Heute blieben aus dieser Zeit nur stillgelegte Industriebetriebe, Plattenbau- Wohnhäuser und eine marode Infrastruktur.
Ein Land muss sich neu erfinden. Europa ist nahe und Albanien zu entwickeln ist für beide Seiten von Vorteil.
Der Tourismus ist noch ein recht kleines Pflänzchen das aber wächst. An Sehenswürdigkeiten fehlt es nicht im Land. Die Präsentation ist noch kaum entwickelt. Bedeutende antike Städten sind kaum erschlossen und Naturwunder nur schwer zu finden und mühsam zu erreichen. Ich verhehle nicht, dass dies für uns einen großen Reiz ausübt. Wir schlendern durch Apollonia und suchen das antike Theater im hohen Gras und Gebüsch; oder baden in einer warmen Quelle neben einer mittelalterlichen Steinbrücke auf einer alten Karawanenstraße. Es gibt aber auch einiges an Eigeninitiative der Menschen. Restaurants, Cafés, Pensionen oder Campingplätze finden sich und man genießt gute albanische Küche, hausgemachten Wein und Schnaps. In Hudenisht ißt jeder von uns einen Koran. Gebraten mit Bauernsalat und Kartoffeln. So heißt der Fisch aus dem Ohridsee. Den gibt es nur hier und ähnelt einer Forelle.
Gjirokastra liegt sehr steil am Berghang, darüber fast bedrohlich eine dunkle Burg. Enver Hoxha wurde hier geboren. Und nur ein paar Häuser weiter lebte Ismail Kadare, Schriftsteller und für den Nobelpreis nominiert. Er setzt seiner Geburtsstadt mit dem Buch „Chronik in Stein“ eine Landmarke. Sein Geburtshaus ist ein Museum und wir haben den 80jährigen Schriftsteller nur um wenige Tage verfehlt, als er das neu renovierte Haus besuchte.
Korce, Belsh, Berat sind nur einige Orte zu nennen auf unserem Weg durch halb Albanien. Berat bleibt uns unvergessen. Eine traumhafte Altstadt und eine weitläufige Burg macht es zum Weltkulturerbe der UNESCO. Unser Schlafplatz liegt vor den Mauern am Burgberg. Hier treffen wir zum 2.x Erna und Hans aus Thaur, Ingrid und Thomas aus Ischl. Uns Sechs ist zum Feiern zumute. Ein knappes, aber erfreuliches Wahlergebnis haben wir gerade erfahren! Wir haben einen neuen Bundespräsidenten! Champagner und Weinkorken knallen oder werden gezogen. Weil wir keine Nachbarn haben wird es keine leise Feier. Sogar Anneliese lässt sich zu etwas Wein und Schnaps hinreissen aus Erleichterung und Übermut.
Inzwischen sind wir in Durres und genießen einen Sonnenuntergang auf einer Naturterrasse über dem Meer. Weil ein paar Bilder mehr als tausend Worte sagen mache ich jetzt Schluß.
Tirana: eine vierspurige Autobahn führt uns direkt ins Zentrum. Doch dann beginnt die Parkplatzsuche. Wir machen mit dem Auto eine Stadtbesichtigung, vorbei beim Skanderberg Platz, an sämtlichen Ministerien und Botschaften, Moschee und Pyramide zu Ehren Enger Hoxhas. Wir sehen sogar den reservierten Parkplatz für die österr.Botschaft! Dann finden wir endlich einen freien Platz und können alles noch einmal zu Fuß besichtigen. Wir begehen die winzig kleine Fußgängerzone, dürfen die Büsten von Lenin und Stalin, die hinter der Pyramide abgestellt sind, nicht fotografieren . Trinken einen Orangensaft und sind nach ca. 2 Stunden fertig.Kopfschmerzen breiten sich bei mir aus, es ist heiß und stinkt zeitweilig. Wir verlassen die Stadt, der Verkehr ist auch nicht ohne! Als Entschädigung finden wir einen ruhigen Nachtplatz bei der Burg von Kruja
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