Reisen mit unserem Flomobil:
Wir haben Kreta nun in fast 50 Tagen so gut wie umrundet. Angefangen in Kissamos, entlang der West- und Südküste von Paleochora bis nach Ierapetra, am Ostrand nach Norden und via Sitia, Iraklion, Rethimnon zurück nach Chania in den Nordwesten.
Es gibt gute Straßen der ersten und zweiten Ordnung, schmale, löchrige der dritten Ordnung und es gibt Pisten die es in sich haben. Doch diese führen oft zu den schönsten Schmankerln der Insel. Kreta ist steil, oft sehr steil. Und kurvig. Manche Pisten erfordern Schwindelfreiheit für uns und den Gegenverkehr. Äste und Balkone, Hausecken, auch die Stühle eines Straßenkafenions können Hindernisse sein.
Doch kein Hotelzimmer hat eine ähnlich gute abwechslungsreiche Aussicht, wie wir sie aus dem Flo genießen. Kaum angekommen ist unser „Wohnzimmer mit Küche, Bad und Schlafzimmer“ einsatzbereit.
Wir campen auf der Schaf- und Ziegenweide, vor dem Klostereingang, im Fischerhafen, in der Badebucht oder hoch über dem Tal mit grandiosem Sonnenauf- und -untergang .
Klostergeflüster
Schlafen vor dem Nonnenkloster Koufi Petra. In ihm leben 4 Nonnen. Die Oberin ist nett und fragt uns noch ob wir etwas brauchen. Abends kommen 3 Nonnen vor das Tor. Ihre Wasserleitung ist kaputt. Eine der Nonnen hat einen richtigen Schnauzbart. Folgende Geschichte könnte sich so zugetragen haben: die 3 Nonnen des Klosters werden beim Bischof in Neapoli vorstellig und fragen ob ein Mönch bei ihnen wohnen darf. Der Bischof ist entsetzt und verbietet auch nur den Gedanken an einen Mann im Kloster. Betrübt gehen die Schwestern heim. Doch hat eine die rettende Idee: sie stecken ihre Versuchung in Nonnenkleidung und berichten dem Bischof, sie hätten jetzt eine 4. Nonne gefunden. Alles bestens, die „Neue“ zieht im Kloster ein. Leider hat sie diesen starken Bartwuchs. Zuviel Testosteron – das kommt vor bei Frauen, werden die Schwestern nicht müde zu erklären. Die Geschichte könnte bei Bocaccio stehen ist aber von mir Lästermaul. Ausser dem Schnauzbart ist alles frei erfunden.
Einfach zum Nachdenken
Anogia, Bergdorf auf 800 Meter Höhe, trotzt im Winter den Stürmen und auch im Sommer ist das Leben so hart, dass es heute von Abwanderung der Jungen betroffen ist. Sicher aber traf es die barbarische Tat der deutschen Wehrmacht im August 1944 ungleich brutaler. Ein General war von Partisanen und englischen Offizieren entführt und nach Ägypten gebracht worden. Der Befehl vom 13.8.44 lautete alle 950 Häuser Angogias niederzubrennen, das Vieh zu töten und alle männlichen Einwohner im Umkreis eines Kilometers zu exekutieren. Der Grund: die Freiheitskämpfer wurden vom Dorf unterstützt. 117 Tote wurden gezählt. Anogia war nur eines der Dörfer in denen solche Verbrechen begangen wurden. Die Amerikaner bezahlten nach dem Krieg den Wiederaufbau. Von Deutschland, Italien und Österreich kam keine Hilfe. Lange her und vergessen! Kostet dem Herrn Schäuble und seinen Kollegen nur ein müdes Lächeln wenn die griechische Regierung eine entsprechende Anrechnung gegen seine Schuldenlast fordert. Wenigstens an den jährlichen Gedenkfeiern des Massakers könnte man herkommen, wenn man schon nichts zu verschenken hat. Freundlich wird uns der frisch gepresste Orangensaft im Dorfkafenion serviert.
Griechische Wirtschaft
Anneliese eilt von Geschäft zu Geschäft und füllt unsere Vorräte auf. Ich sitze im Auto und beobachte das Dorfleben. Es gibt viele kleine Gemischtwarenläden. Daneben Bäcker, Käsehandel und Metzger. Bekleidung gibt es bei einer fahrenden Händlerin. Papierrollen und Putzmittel bei einer anderen. So klein wie die Geschäfte so kleinteilig ist auch die Landwirtschaft. Deswegen gibt es auch kaum Export. Jeder Bauer hat alles: Olivenöl, Kartoffeln, Baumfrüchte, Schafe und Ziegen. Seine Abnehmer leben im Dorf und den umliegenden Städten. Es ist ein wirtschaften ohne lange Wege, umweltfreundlich und ökologisch. Deshalb fügt sich dieses Wirtschaften so schlecht in das europäische System.
Vielleicht sind nicht nur die Griechen das Problem Europas, sondern die rein kapitalistische Ausrichtung der EU, in der schonender Umgang mit Ressourcen und der Natur so wenig gilt.
Wir fangen schon zum Sabbern an, bei Euren Berichten mit den tollen Bildern. Macht fast fernwehkrank 😉 s
Schön, dass es Euch so gut geht und wir freuen uns auf ein fröhliches Wiedersehen. Mit lieben Gruß aus Hallein
Maria&Wolfgang&Vunny
Danke für eure interessanten Berichte, eure tollen Fotos. Alte Erinnerungen werden wach, Fernweh kommt auf … Angenehme Heimreise ! Maria und Hansjörg.