Als Gäste sind wir von den Kretern wie Freunde aufgenommen worden. Es gibt praktisch keine Verbotsschilder, die ein Übernachten in einer Bucht, in einem Hafen oder vor einem Kloster nicht erlauben würden. Und wenn, dann sollen wir es vergessen weil es für uns heute nicht gilt, sagt man uns. Dazu sind wir häufig noch mit Früchten oder Lebensmitteln beschenkt worden.
Merke! Es gibt hier keine Wohnmobilplage. Wir haben ganze 3- 4 gesehen. Zu umständlich scheint die Anreise, zu holprig sind die Wege zu den schönsten Stell- und Übernachtungsplätzen. Und die paar wenigen stören die Bauern und Fischer nicht. Die Versorgung mit Lebensmittel und Wasser sind einfach, beim Tavernenwirt ist das Essen traditionell und ausgezeichnet.
Hier sollen die Leute besonders gesund sein und alt werden. Dass kommt vom guten Olivenöl. Vielleicht aber auch von der etwas gemütlicheren und langsameren Lebensweise die man pflegt. Bis vor kurzer Zeit waren die meisten Tavernen wegen Winterschlaf noch geschlossen und vernagelt. Jetzt sind, so scheint es, für die Kreter völlig überraschend Touristen aufgetaucht. Daher wird jetzt gemächlich verputzt, gemalt, repariert und geputzt, um eine neue Saison zu eröffnen.
Apropos Oliven: langsam müssen wir uns als Öltanker deklarieren. Anneliese kauft bei allen guten Erzeugern von bestem Olivenöl mehrere Liter für uns und als Mitbringsel. Heisst es dann Ölscheichin oder Scheiche?
Weil es außer der Landwirtschaft und dem Fischfang nichts gibt, ist der Tourismus sehr wichtig. Dass besonders an der Nordküste der Massentourismus mit allen seinen zweifelhaften Auswüchsen Einzug gehalten hat, ist aber auch nicht zu übersehen. Soweit gut, wenn das Geld hier in Griechenland bleibt und den Rahm nicht wer anderer abschöpft.
Die West- Süd- und Ostküste sind ganz anders. Die Küsten sind steil, teilweise gibt es nicht einmal Straßenverbindungen. Hier setzt man auf den Wander- und Bergtourismus. Gerade jetzt im April profitieren viele kleine Pensionen und Familienbetriebe von diesen Individualreisenden.
Die Kreter haben eine lange Vergangenheit, die überall auf der Insel in Erscheinung tritt. Minoische Paläste in Knossos, Phaistos und Kato Zakros, Gournia und Mochlos sind Beispiele für minoische Städte. Diese Kultur war beherrschend im Mittelmeer. Eine unbekannte Katastrophe um 1450 bC. zerstörte fast alles und die Mykener eroberten die Insel. Theseus aus Athen tötete den Minotaurus und beendete die Tributpflicht. In der Sage musste Athen bis dahin junge Männer und Frauen zur Opferung stellen. Eroberer folgte auf Eroberer und die Kreter mussten einiges erdulden. Aber ihre Kultur bildete den 1. Höhepunkt in Europa und darauf sind sie noch heute stolz.
Viel hat die Insel an Fauna und Flora zu bieten. An Nutzpflanzen gibt es fast alles. Wir haben mit einem Bauern gesprochen, der seine Produkte am Straßenrand anbietet. Er züchtet Bananen, Passionsfrüchte, Eierfrüchte, Philis und mehr – und alles im Freiland ohne Treibhaus und in Bio – Qualität. Selbstverständlich macht er auch Honig, Wein und Raki selber.
Wildblumen und Kräuter finden wir auf Schritt und Tritt und in den zahlreichen Schluchten gibt es ganze Wälder von Oleander, dazwischen Feigen, Aleppokiefern, Johannisbrotbäume, Agarven, Orchideen und vieles mehr.
An Fauna gibt es neben Wildtieren wie Wildziege, Adler, Geier, Meeresschildkröten u.a. vor allem Schafe, Ziegen, Hunde und Katzen. Die Ziegen klettern in den Felswänden, dass einem schwindlig vom Zusehen wird. Und da liegt auch für uns der Hund begraben! Leon liebt Ziegen. Sie fordern seinen Jagdtrieb heraus. Nicht selten war er schon welchen hinterher, seine Kletterkünste überschätzend. Er darf nur noch frei laufen, wenn die Gegend absolut Schaf- und Ziegenfrei ist. Und davon gibt es nur sehr wenig. Aber es gibt eben Bauern mit Gewehr und ein Hund ist hier nicht viel wert.
Ein Tier hat sich stark verändert: bei unserem ersten Besuch in Griechenland vor 39 Jahren war der Maulesel Reit- und Tragtier und sehr geländegängig. Er stand bei jedem Bauern im Stall. Heute hat er 4 Räder und Allrad, hat mehr PS als eine ganze Herde und heisst Pickup. Und ob Fischer oder Bauer, Händler oder Lieferant, jeder hat einen. Zerbeult oder aufgemotzt, mit oder ohne Auspuff – aber alle mit gutem Durst.
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