Am Ostersonntag fahren wir beim Ararat vorbei zur Grenze. Der Übertritt ist eine Gedulds- und Nervenprobe. 6 Stunden dauert die Prozedur und es ist lange nicht klar ob wir zwischen dem türk. Schlagbaum und dem iran. übernachten müssen. Die 4 spurige Kolonne muss durch ein Tor von 4 m Breite und daher wird um jeden cm gekämpft. Es herrscht fast das Faustrecht. Zudem versuchen immer wieder verschiedene Leute uns auf ein Abstellgleis zu lotsen. Irgendwann durchschauen wir die Taktik und kämpfen genauso gnadenlos wie sie. Wolfgang fährt dabei einem Iraner das Rücklicht zu schanden, was diesem aber nicht sehr aufregt. Er hat ja den Zweikampf um den Platz trotzdem gewonnen. Auf der Iranischen Seite werden wir bevorzugt behandelt und von verschiedenen Beamten durchgeschleust, sodass wir auf dieser Seite nur 1 Stunde benötigten, aber es ist halt schon dunkel geworden. Und in ein neues Land im Dunkeln einzureisen ist immer aufregend, da es schwierig ist, einen Schlafplatz zu finden.
So aggressiv die Iraner im Auto agieren so freundlich werden wir aufgenommen. Wir bleiben im nächsten Ort stehen. In einem Hof steht schon ein Fernlaster. – Wir befinden uns praktisch auf Privatgrund!
Eine Familie versorgt uns sogleich mit einem Wasserkanister und am nächsten Morgen gibt es Brot und Konfekt. Auch in den folgenden Tagen fragen uns viele Menschen warum wir kommen, ob wir den Iran schön finden und sind stolz auf ihr Land und die Kultur. Wir hören immer wieder „welcome in Iran“ . Wenn wir mit dem Auto nicht mehr weiter wissen, dann kommt es oft vor, dass ein Iraner mit eingeschalteter Warnblinkanlage uns vorfährt.
Über das Thaddäus Kloster einem armenischen Erbe geht’s zum Orumiyeh Salzsee und nach Täbriz.
Der Basar ist einer der größten im Iran und besonders für die Teppiche aus Täbriz berühmt.
Mit Hilfe der Menschen finden wir alle Sehenswürdigkeiten. Meist werden wir gleich dorthin geführt. Nur die berühmten „Täbriziner“ Würstl können wir nirgends entdecken. Also doch wieder lieber Lammspieß auf Reis oder Hühnchen. (Übrigens ist der Speisesaal mit Vorhängen getrennt, dahinter können Frauen ungestört essen).
Das Kreuz mit dem Geld im Iran ist einerseits die Währung selbst. Es gibt den Rial, bei dem 100 000,– ca € 3,- entsprechen . Im Geschäft lässt man oft bei der Preisauszeichnung 3 Nullen weg. Zum Real gibt es noch den Thoman. Ein Thoman sind 10 Real. Und 1000 Thoman ein Khomeni = 10.000.– Real (0,30€). Wenn man wissen will wie teuer etwas ist, muss man aufpassen, dass der Verkäufer von der richtigen Einheit spricht.
Diesel ist nur mit einer Karte zu bekommen, die wir nicht haben. Getankt wird mit einer Dieselkarte vom Tankwart oder einem anderen LKW Fahrer. Für uns kostet der Sprit 15 Cent, der doppelte Preis als für den iranischen LKW Fahrer. Auch einkaufen ist billig. Brot ist in Stangen und Fladen zu bekommen, Lebensmittel gibt’s bei Kramer.
Wir besuchen das Mausoleum in Soltaniyeh und vorher waren wir beim Takht e Soleyman (N 36°36’55,3″ E 47’11’45,7″), beides Weltkulturerbestätten.
Der Norden des Landes ist gebirgig und meist bewegen wir uns über der 1000 Höhenmetermarke. Als uns Gewitter und Hagel überfallen steht unser Sinn endgültig auf Wärme und Sonne und wir biegen ab in den Süden.
Qom ist eines der religiösen Zentren. Dort soll der Tschador (zu deutsch Zelt) für Frauen Pflicht sein. Und wirklich, das Stadtbild wird geprägt von schwarzen „Nonnen“ und Mufties.
Nach so viel Zwang geht’s endlich in die Tasht e Kavir zum Salzsee und den Dünenfeldern von Maranjab. Am Fuß einer 100 Meter Düne gibt es einen Ruhetag und traumhaften Sonnenuntergang. Und für die Frauen einen Tag ohne Kopftuch dafür mit Trägerleibchen.
Isfahan liegt als Oasenstadt am Zayande e Rud, der es mit Wasser versorgt. Der Name kommt von Nefs e Jahan und bedeutet „Hälfte der Welt“. Die Safawiden machten es zur prunkvollen Hauptstadt. Zentrum ist der Meydan e Imam, den Shah Abbas I anlegen ließ. Um in herum gruppieren sich der Herrscherpalast, Moscheen und der Basar. Die Straßen sind breit und gesäumt von grünen Platanen und in den vielen Parks mit Bäumen, Rasen und Wasser entspannen sich die Menschen.
Isfahan wäre schlecht beschrieben ohne seine Brücken zu erwähnen. Mehret spannen sich seit 1000 Jahren über den Fluss.
Wir bleiben 3 Tage, beobachten das Leben der Isfahani im Basar, auf den Meydan und am Flussufer.
Richtig Wüste ist rund um Yazd. Es hat als Handelszentrum und Karawanenstützpunkt seit Jahrhunderten Bedeutung. Ca. 400 000 Menschen leben in dieser sehr heißen Stadt in Lehmhäusern, die ein ausgeklügeltes System zur Kühlung mittels Windtürmen besitzen.
Das Wasser kam bis vor wenigen Jahren durch unterirdische Kanäle, den sogenannten Qanaten in die Stadt. Sie sind seit kurzem versiegt. Immer war die Größe der Stadt abhängig von der Wassermenge. Yazd müsste aufgegeben werden, gäbe es nicht eine moderne Pipeline. Im Wassermuseum erfahren wir wie das System der Qanaten funktionierte.
Nach Isfahan ist es schwer über Superlativen der alten persischen Bauwerke zu schreiben. Vielleicht eine Ausnahme: das höchste Eingangsportal Irans in der Freitagsmoschee.
Bis Yazd sind wir keinem Teppichhändler erlegen. Doch in dieser Stadt sind wir schwach geworden und haben uns einen wunderschönen Teppich erfeilscht. Er besteht aus 80% Seide und zeigt Motive der hier ansässigen Religionsgruppe der Zoroastrier. Hier lebt noch eine Minderheit der Anhänger von Zarathustra.
Brot ist nicht die große Stärke der Iraner. Um uns richtigen Brotgenuss zu gönnen backen wir von Zeit zu Zeit unser eigenes Brot am Lagerfeuer im Feuertopf. (das Brot von Uli ist leider schon aufgebraucht)
In Mahan gibt es einen persischen Garten der Weltkulturerbe ist. Der liegt am Fuß eines 4000enders von dem noch Firnfelder leuchten. Von dort kommt der Bach, der den Garten ermöglicht. Wasserfälle Papillons und Rastplätze bilden eine duftende Idylle. Der Kontrast zur umliegenden trockenen baumlosen Landschaft könnte nicht größer sein.
3 Religionslehrer aus der Provinz Belutschistan bieten uns Tee an und wir führen eine Diskussion über den Iran und sein politisches System. Ich sage ihnen, dass Religion und Politik bei uns getrennt sind und sie erklären die Herrschaft der schiitischen Ayatollahs als die beste Regierungsform. Einig sind wir uns nur, dass der Tee den wir trinken Spitze ist.
Nicht alle Iraner teilen diese Ansicht! Viele Bürger mit höherer Bildung lehnen diese Regierung total ab und hoffen auf eine Liberalisierung mit Freiheiten.
Kerman ist Ausgangspunkt für Reisen in die Dasht-e Lut. Die wollen wir unbedingt sehen. Dünen und sogenannte Kalouts (Berge ähnlich wie Wadi Rum in Jordanien) locken. Über einen Paß mit 2700 M. geht es hinein. Es wird heiß, sehr heiß. Unser Thermometer klettert auf 48 Grad im Schatten! Am Nachmittag drehen wir um und flüchten in die Berge auf 1480 M. Temperatur: kühle 40 Grad um 16h.
Nach einer warmen Nacht stehen wir früh auf und probieren es erneut die Kalouts zu erreichen. Es kommt jedoch Sandsturm auf und wieder drehen wir um. Hitze, Sturm und Sand sind genug. Die Wüste schüttelt uns ab. Ersatz finden wir auf der Fahrt nach Rayen durch eine wunderschöne, farbige Berglandschaft.
Inzwischen haben sich die Anfangsschwierigkeiten gelegt. Die Währung ist vertraut, die Suche nach Diesel und Lebensmittel einfacher. Die Leichtigkeit des Reisens hat sich eingestellt. Fantastische Nachtplätze gibt es im Überfluss und wir fühlen uns wohl wie Fische im Wasser.
Halbzeit im Iran: 1.5.
Der östlichste Punkt der Reise ist die Stadt Bam. 2003 hat ein schweres Beben über 30.000 Menschenleben gekostet. Noch hat sich die Stadt nicht restlos erholt. Das historische alte Bam aus Lehm wird von Restauratoren wieder aufgebaut.
Überall in den Städten und am Land werden wir bestaunt und begrüßt. Unsere Autos mit Wohnraum sind etwas vollkommen Neues für die Leute.
„Ja, wir sind aus Austria, die ganze Strecke hergefahren, wir benötigen nichts, danke für die Melonen, Iran ist schön , wir wollen viel sehen und es gefällt uns“. Die Menschen sind unglaublich freundlich, hilfsbereit und großzügig. Das Reifenflicken in der Werkstätte kostet nichts, viele Leute beschenken uns mit Gemüse und Obst.
Vielen ist wichtig, dass der Iran schön und sehenswert ist. Aber auch politische Themen werden angesprochen. Ein Architekturstudent kritisiert die Regierung und die Einschränkungen. Er wünscht die Mullahs zum Teufel. Der Reichtum wird ungerecht verteilt, er hat keine Chance auf Arbeit und kann daher keine Familie gründen. Es gibt keinen Alkohol aber Drogen! (aus Afghanistan?) Den Boykott habe sich der Iran selbst eingehandelt. Ich bemerke, dass vielleicht das Agreement mit den USA etwas bewirken könnte. Darauf meint er, die Regierung braucht die Spannungen nach außen um von den eigentlichen Problemen abzulenken. Der Topf prodelt und noch halten sie den Deckel drauf. Aber wie lange noch?
Die Unfreiheit ist am meisten bei den Jugendlichen zu spüren. Frauen, jung und alt tragen den Tschador und Mantel völlig in schwarz. Mutige rücken das Kopftuch etwas zurück und tragen rosa oder weiße Turnschuhe. Einer ganzen Generation wird die Jugend gestohlen. Das ist unfassbar!Ein Poster in der Stadt ist auch für uns durch Bilder verständlich: ein frommes Mädchen schaut TV. Ausländische Sender verderben es und es beginnt sich zu schminken. Am Ende wird es verstoßen! man sieht kaum SAT-Schüssel, Musik wird im Untergrund gespielt ( wir lernten einen Produzenten kennen), öffentliche Unterhaltung Fehlanzeige. Internet ist so langsam, dass es kaum nutzbar ist, Seiten sind gesperrt. z.B. auch unser WordPress.
Doch Pärchen finden auch Wege Moralvorschriften zu umgehen. In Picknickparks gibt es oft viele kleine Pavillons mit Jalousien zum herablassen. In Isfahan ist die Gondelbahn auf den Aussichtsberg mit kleinen Kabinen sehr beliebt. Weil wir am Parkplatz schlafen sehen wir, dass sie bis gegen Mitternacht stark frequentiert wird.
Über Jiroft, das in einem Kessel liegt und 37° C. uns das Leben beschwerlich machen , drehen wir Richtung Shiraz. Wir müssen nach 30 Tagen unser Visa verlängern. In der Provinz Fars ist Persien am persischten: hier liegt der Pasergade mit dem Kyrosgrab, die Felsengräber des Darius und Xerxes und Persepolis, das repräsentative Zentrum der Achämeniden. Wir staunen über den Glanz der trotz der Zerstörung such Alexander d. Gr. 330 bC. noch geblieben ist.
Doch auch die aride Landschaft mit Bergen, höher als 4000 Meter sind atemberaubend. Und wir leben mittendrin! Bei so viel Natur ist die Schlafplatzsuche leicht. Manchmal stehen wir unter einem schattenspendenden Pistazienbaum, der die Hitze erträglich macht.
Dem Leon geht’s dabei auch prächtig. Erstens hat er seine Freundlich Vunny unserer Reisefreunde. Außerdem kann er ungezügelt herumstreichen, Vögel und Insekten jagen. Nur ist er nicht mehr weiß, eher sandgelb. Er kann sich ja nicht waschen. Einmal in der Wüste ist sogar ein Wildhase über unser Lagerfeuer gesprungen, ( kein Jägerlatein!) leider hatten wir kein Schmetterlingsnetz zur Hand, sonst hätten wir ihn gleich grillen können.
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