von den Türmen Swanetiens zu jenen in Batumi am Meer sind es nur ca. 280 km.
Batumi hat die Skyline einer modernen Stadt. Der Universitätsturm ist 47 Stockwerke hoch, die Hotels und der Turm des Georgischen Alphabets sind nicht viel niedriger. Schön ist auch die alte Stadt mit prachtvollen Bauten. Eine 7km lange Corniche zum Flanieren, Brunnen, Parks und uvm. Batumi ist auch eine Erdölstadt. Die erste Pipeline der Welt aus Azerbaidjan endet hier und das Öl wird auf Schiffe verladen.
Nicht weit weg richten wir uns für 2 Tage am Strand unter Kiefern ein und genießen das warme, saubere und tiefblaue Wasser. Nur der Sand ist rabenschwarz und vielleicht liefert er den Grund für den Namen des Meeres?
In Poti soll Jason gelandet sein, aber in Batumi steht das Denkmal der Medea. Sie hält das Goldene Vlies in der Hand und weiß noch nicht um ihr Schicksal im fernen Griechenland.
Der südwestlichste Zipfel Georgiens ist Adjarien, eine autonome Teilrepublik. Durch das Tal des Atscharis Zqali fahren wir über den Goderzi Paß nach Akhaltsikhe, unserer ersten Stadt als wir einreisten.
Unser Navi (meist sehr nützlich) schickt uns in Batumi von der schönen Stadtautobahn herunter Richtung Süden. Eine Stadtumfahrung, so denken wir. Aber so ein Navi ist halt auch nicht immer gescheiht und nimmt den kürzesten Weg. Der führt uns nach dem Stadtrand auf einen Berg mit Schotterstraße und Bachfurten, an erstaunt blickenden Menschen in Küchenfenstern vorbei, streifen die aufgehängte Bettwäsche und ernten mit unserer Dachreling die Pflaumenbäume (die Ernte, die auf den Scheibenwischern hängen bleibt reicht fürs Müsli am Tag darauf). Nach reichlich einer Stunde erreichen wir wieder die Hauptstraße am Südrand der Stadt, wenige km weiter als dort wo wir abbogen. Das Ausmaß der Freude kann nur ahnen wer die Zustände von Nebenstraßen kennt.
Adjarien ist wunderschöne Natur. Die Siedlungen gehen hoch hinauf, jeder Flecken Grün wird bewirtschaftet. Weil es eine alte Handelsroute ist gibt es 3 sehenswerte Brücken aus dem 12. Jhdt. Sie werden der Zeit von Königin Tamar zugeschrieben. Manche vermuten aber auch die Venezianer als Bauherren. Und wenn man die Brücken betrachtet…… sie sind jenen in Venedig nicht unähnlich…. auch wenn die Benutzer hier vierbeinig sind.
Weiter hinten im Tal vor dem Paß soll ein Schigebiet entstehen. Eine Betreiberfirma soll hier Lifte, Hotels und sogar einen Flughafen wie in Mestia entstehen lassen. 2013 sollen laut Plakat bereits täglich 2500 Menschen den Lift benutzen. Futuristisch steht sie da, die Talstation, von Fa. Doppelmayr aus Österreich mit 11 Mill.€ aus Wien gebaut. Rundherum alles Baustelle. Von den Hotels ist nichts realisiert, nur ein Blockhaus im Rohbau für den Apreski? Wir fragen wie das hier funktionieren soll. Die letzten 25 km auf schlechter Piste konnte ich nie höher als in den 2. Gang schalten (nach dem Paß geht es so weiter) Wie viele georgische Familien können sich Ferien mit Wintersport leisten und vielleicht noch mit dem Flieger ankommen? Werden Russen kommen oder gehen die nach Sotchi mit mehr Liften und Infrastruktur als hier?
Wer hat in Österreich diese Zahlen vorgelegt wonach schon bald täglich 7500 Schifahrer die Anlagen benützen werden? Und wer hat in Österreich diese Angaben überprüft?
Wenn so viele Ostkredite unserer Banken aussehen glauben wir gerne, dass Banken in Schieflage kommen. Und die Regierung in Wien trägt die Ausfallhaftungen.
Anders als bei uns, wo Schigebiete langsam wuchsen und nach und nach erweitert wurden, wird hier zuerst gebaut und dann nach den Touristen gefahndet.
Ein paar Tage später (Mittw.18.6.) sind wir wieder in der Türkei. In Kars sorgen wir für Nachschub des berühmten Käse (einmalig in der Türkei). Zügig geht es weiter nach Erzurum, Erzincan und schließlich nach Amasya. Anneliese lässt hier wieder ihre Blutwerte im Hastanesi testen (3 maliges Tauchen in der Heiligen Quelle hat leider auch nichts genützt).
Am 2. Tag machen wir eine Stadtbesichtigung. Viele Kulturen haben ihre Spuren gesetzt und machen die Stadt einmalig interessant. Ganz in der Nähe gewann ein großer Stratege einen Blitzsieg über die pontischen Truppen. Die Schlacht dauerte gerade einmal 5 Stunden und Cäsar sms-te dem Senat kurz: veni, vidi, vici. 15 Zeichen lassen vermuten dass Kommunikation damals schon teuer war aus dem Ausland.
Morgen werden wir in Sinop wieder mindestens unsere Zehen ins Schwarze Meer setzen. Unsere Hauptrichtung wird dann Istanbul sein. Und ob wir weiter nach Griechenland oder Bulgarien/Rumänien reisen ist auch noch offen, weil: lustig ist das Zigeunerleben (korrekt: Roma).
Der Anderl sorgt sich, dass wir nach so vielen Klöstern noch religiös geworden sein könnten. Darum noch ein Satz zur Kirche in Armenien und Georgien.
Die Kirche war in der UDSSR sehr unterdrückt. Priester waren im Untergrund, Kirchen geschlossen und viele Gläubige wurden verfolgt. Heute hat sich das Blatt gewendet. Es muß viel Geld von den Auslandsarmeniern ins Land kommen und es wird überall Geld gesammelt. Viele Kirchenneubauten und Renovierungen sieht man überall. In den Klöstern stehen noble Karossen für die Mönche bereit. Es geht den Pfaffen wieder gut – vielleicht zu gut in einem armen Land.
Daheim regnet`s und es ist saukalt ! Wir haben heute den Kachelofen eingeheizt.
Vor einer Woche bin ich die voraussichtlich letzte Schitour in dieser Saison gegangen – und das im Langen Grund. Es war dies das erste mal in meinem Leben nach der Sommersonnenwende.
Die Handwerker geben sich jetzt bei unserem Umbau die Hand: Maurer, Installateur, Elektriker – wieder Maurer, Tischler – und immer helfe ich fleißig mit. Bis alles fertig ist wird es wohl Herbst werden…
Bis dahin werdet ihr sicher auch wieder zuhause sein und dann gehen wir im Längssee schwimmen !
L.Gr. aus der Heimat
Maria und Hansjörg